Der echauffierte Chauffeur

Taxler, sollte man meinen, sind mit dem Autofahren bestens vertraut und verfügen auch über ein technisches Basiswissen in grundlegenden Wartungsfragen. Sollte man meinen, wohlgemerkt. Denn jenen Herren zumindest, die eines Tages in der Tankstelle in der steirischen Landeshauptstadt Graz auftauchten, fehlte jegliches technisches Verständnis.

Zunächst bog der Chauffeur eines steirischen Taxi-Unternehmers in die Tankstelle, ging in den Shop, und verlangte nach einer Dose Bremsflüssigkeit. Ob er denn beim Kontrollieren und Nachfüllen helfen könne, fragte der Chef freundlich. Worauf der Mann höchst echauffiert antwortete: „Aber bitte, i sitz den ganzen Tag im Auto! Glauben’S vielleicht gar, i kenn mi mit der Kraxn net aus?“ Auch gut, dachte sich der Tankstellen-Boss, zuckte unmerklich mit den Achseln und gab dem offenbar schwierigen Kunden eine Dose Bremsflüssigkeit. „Des reicht?!“, fragte der noch skeptisch, ging zu seinem Wagen und begann mit der Nachfüll-Aktion. Nach wenigen Minuten schon kreuzte er wieder im Shop auf und forderte eine zweite Dose Bremsflüssigkeit. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, wollte er kurz darauf auch noch eine dritte.

Woraus der Tankstellen-Unternehmer messerscharf schloss, dass entweder mit dem Auto etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein konnte, da diese Menge Flüssigkeit für die Bremsanlage eines mittleren Passagierjets gereicht hätte, oder dass es mit dem technischen Wissen des Taxlers doch nicht so weit her sein konnte. Also ging er hinaus, um dem Mann über die Schulter zu blicken und sehen zu müssen, wie dieser auch die dritte Dose Bremsflüssigkeit in den Kühler gießen wollte. „Das ist aber falsch“, versuchte er dem Kunden zu erklären. Der jedoch weigerte sich in einer ausgedehnten Diskussion standhaft, dem Tankstellen-Chef auch nur ein einziges Wort zu glauben und rief stattdessen seinen eigenen Boss an. Den Taxi-Unternehmer, dem eine ganze Flotte und damit auch dieser Wagen gehörte.

Nur wenige Minuten später traf der Taxi-Unternehmer ein, schalt seinen unfähigen Chauffeur einen Dummkopf, weil dieser Bremsflüssigkeit in den Kühler geschüttet hatte, und griff nun seinerseits zur dritten Dose. Der Tankstellen-Boss unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, noch Schlimmeres abzuwenden: „Soll ich die Bremsflüssigkeit nachfüllen?“

Was ihm erneut eine kräftige Abfuhr bescherte. Diesmal nicht vom Chauffeur, der mittlerweile ziemlich kleinlaut geworden war, sondern vom Taxi-Unternehmer, dessen Selbstvertrauen noch ungebrochen war: „Was glauben Sie eigentlich? Des mach i mir schon selber!“

Der Tankstellen-Boss sah ihm einige Sekunden zu, ging wortlos in sein Büro und alarmierte den ÖAMTC.

Der obergscheite Chef-Taxler hatte die dritte Dose Bremsflüssigkeit in den Behälter der Servolenkung geleert...
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